Ein Neonazi war Berater der Geschäftsführung, ein anderer zweitgrößter Aktionär einer Tochterfirma: Der ZEIT zufolge steht Unister unter dem Einfluss von Rechtsextremen.
Der Leipziger Internetkonzern Unister ist durch rechtsextreme Kreise unterwandert worden. Wie Recherchen der ZEIT und der Sächsischen Zeitung ergeben, haben zwei Österreicher mit Neonazi-Biografie seit 2013 an Einfluss in dem Konzern gewonnen.
Bei den Männern handelt es sich zum einen um den früheren Republikaner Reinhard Rade. Er schaffte es offenbar, sich das Vertrauen mehrerer Unister-Gesellschafter zu erwerben und zeitweise zum Besitzer einer Firma zu werden, die heute zweitgrößter Aktionär der Unister-Tochter Travel24 ist. Im Jahr 2015 verkaufte Rade seine Anteile an den Freund und Geschäftspartner Hans Jörg Schimanek weiter. Er war in den neunziger Jahren wegen "nationalsozialistischer Wiederbetätigung" in Österreich zu acht Jahren Haft verurteilt worden.
Schimanek ist den Recherchen zufolge über seine Schweizer Firma Loet Holding AG zweitgrößter Aktionär der Unister-Tochter Travel24, mit der der Internetkonzern unter anderem seinen Einstieg in den deutschen Hotelmarkt geplant hatte und die zwischenzeitlich Reinhard Rade gehört hatte. Dieser gibt an, er sei darüber hinaus bei Unister als "Berater der Gesellschafter und Sonderbeauftragter der Geschäftsführung" tätig gewesen.
Rade hatte auch die radikalen Leipziger Legida-Kundgebungen unterstützt und war in der Vergangenheit unter anderem "DDR-Koordinator" der Republikaner. Am Sitz einer seiner Firmen in Leipzigs Virchowstraße residierte zeitweise zudem ein antisemitischer Verlag, ergaben die Recherchen.
Rade sieht sich selbst als enger Wegbegleiter des Unister-Gesellschafters Daniel Kirchhof. Diesem hatte er 2012 beim Aufbringen einer Kaution geholfen, als Kirchhof nach einer Razzia im Unister-Konzern in U-Haft saß. "Er ist eloquent und kann sehr überzeugend sein, aber ich teile seine Ansichten nicht", sagt Kirchhof über Rades politische Gesinnung.
Auf Anfrage sagte ein Unister-Sprecher, von Akteuren mit rechtsextremer Vergangenheit im Konzern habe man bisher nichts gewusst. Das Unternehmen distanziere sich ausdrücklich von solchem Gedankengut.
Unister hatte Mitte Juli Insolvenz angemeldet, nachdem Gründer und Gesellschafter Thomas Wagner tödlich mit dem Flugzeug verunglückt war. Mehrere Tochterfirmen rutschten danach ebenfalls in die Insolvenz. Zu dem Internetkonzern gehören mehr als 40 Portale. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.100 Mitarbeiter, davon knapp 900 bei insolventen Gesellschaften.