Es ist nicht alles Gold was glänzt. So ähnlich kann die Ankündigung gesehen werden, die von dissidentischen Teilen der Ersten Front der FARC-EP mit dem Namen Armando Ríos gesehen werden. Vor gut einem Monat begann eine Erklärung jener Teile der Ersten Front in den östlichen Landesteilen Kolumbiens zu zirkulieren, die sich gegen den Friedensprozess stellen. Wie in einem Kommuniqué der oberen Direktive der FARC-EP, aber auch von unabhängigen Konfliktforschungsinstituten hervorgeht, sind es maßgeblich finanzielle Interessen und keine politischen Gründe, die den Ausschlag geben, sich der Direktive der FARC-EP und dem Wunsch der Kolumbianer nach Frieden zu richten.
Die Erste Front Armando Ríos operiert in den östlichen Landesteilen Kolumbiens, vor allem in Guaviare, Vaupés, Guanía und Meta. Zu ihr zählen insgesamt rund 100 Guerilleros und bis zu 400 Milizionäre. Auch wenn diese Front nicht zu den stärksten gemessen an ihrer militärischen Fähigkeiten gehört, so ist sie doch historisch wertvoll und sind aus ihr verschiedene Kommandierende hervorgegangen. Ein Teil der Kämpfer zieht nun anscheinend private Interessen vor. Nach Außen hingegen agieren sie mit politischen und ideologischen Gründen.
„Wir haben entschieden, uns nicht zu demobilisieren, sondern werden den Kampf fortsetzen, um die Macht zu erobern durch das Volk und für das Volk. Das geschieht unabhängig davon, welche Entscheidungen die übrigen Mitglieder der Guerrillaorganisation treffen. Wir respektieren die Entscheidung derjenigen, die vom bewaffneten Kampf Abstand nehmen, die Waffen niederlegen und sich wieder ins Zivilleben eingliedern, wir betrachten sie nicht als Feinde“, heißt es in ihrer dreiseitigen Stellungnahme, datiert auf den 10. Juni 2016.
Anbei dokumentieren wir die Übersetzung der oberen Direktive der FARC-EP zum Vorfall mit der Ersten Front.
Kommuniqué zur Ersten Front Armando Ríos
Im Hinblick auf das von den Medien veröffentlichten Kommuniqué, in dem einige ehemalige Mitglieder der Ersten Front ihre Entscheidung zum Ausdruck bringen, sich dem Friedensprozess auszuschließen, der in Havanna im Gange ist, erklärt der Generalstab des Blocks Jorge Briceño der FARC-EP an die Öffentlichkeit:
Die FARC-EP sind eine politisch-militärische Organisation des revolutionären Charakters, in dem jeder Trupp oder Basiseinheit auch eine politische Zelle ist. Letzteres ist der Fall der demokratischen Debatten innerhalb unserer Organisation, ergänzt durch die Generalversammlungen der Guerilleros, Bilanzen und schließlich der Nationalen Konferenz.
Die freie Äußerung von Ideen und Anliegen ist ein Recht aller Guerilleros in der FARC, sofern sie innerhalb der beschriebenen gesetzlichen Mechanismen durchgeführt wird. Die Entscheidungen werden mit einer Mehrheit getroffen und sind für alle verbindlich. Der demokratische Weg die internen Differenzen zu lösen verhindert somit die Entstehung von Abspaltungen jeweiliger Ordnung.
Der Sektor der Kommandierenden und Kämpfer der Ersten Front, die sich entschieden auf ihren Prinzipien untreu zu werden, greifen zu ideologischen und politischen Argumenten mit dem Ziel die offensichtlichen wirtschaftlichen Interessen zu verbergen, die sie einer Beendigung des Konflikts entgegensetzen. Die Kenntnis des in Havanna am Verhandlungstisch Vereinbarten wurde von den darin verwickelten Kommandierenden abgelehnt und gegenüber der Guerilla-Basis falsch dargestellt.
Der Generalstab und ihr Sekretariat sind die höchsten Ebenen der Führung und Leitung der FARC-EP. Seine Bestimmungen, Verordnungen und Richtlinien sind bindend für alle ihre Mitglieder. Etwas außerhalb dieser Direktion zu erklären, sie es also außerhalb der FARC-EP tun, können nicht ihren Namen, ihre Waffen und ihre Güter für diesen bestimmten Zweck verwenden.
Wenn die beteiligten Kommandierenden und Kämpfer den Wunsch haben, sich auf ein ungewisses Abenteuer einzulassen, steht es ihnen zu, es in einem anderen Namen als in den realen Strukturen der FARC-EP zu tun. Damit hören sie auf, Verwirrung in der öffentlichen Meinung zu schaffen und das Erneuern der verleumderischen Gründe der extremen Sektoren zu erleichtern, die in der Fortsetzung des Krieges interessiert sind.
So handelnd wie sie auftreten, diese ehemaligen Kommandierenden und Kämpfer der FARC-EP zeigen nicht nur rücksichtsloses Verhalten im Gegensatz zu den Bestimmungen der Nationalen Direktion der FARC, sondern sie stellen sich direkt dem Wunsch nach Frieden entgegen, der im Herzen des kolumbianischen Volkes nistet. Frieden ist und wird eine Flagge der wahren Revolutionäre bleiben.
Der aktuelle Kommandant der Ersten Front der FARC-EP, Armando Rios, ist der Kommandant Gentil Duarte, der bis vor kurzem Teil der Friedensdelegation der FARC-EP war. Er und sein Generalstab halten sich im Gebiet von Guaviare auf, in Erfüllung der Aufgaben der Nationalen Direktive der FARC-EP, in Übereinstimmung mit den Vereinbarungen vom Verhandlungstisch von Havanna.
Berge von Kolumbien, 8. Juli 2016
Generalstab des Blocks Kommandant Jorge Briceño der FARC-EP