In Leipzig kann man prima leben. So schätzen 79 Prozent der Bürger ihre Stadt ein – noch mehr als im Jahr zuvor. Bei der Nennung drängender Probleme hat aber das Migrantenthema die Kitaplatz-Frage verdrängt.
Leipzig. Sinkende Arbeitslosigkeit, steigende Einkommen und Wohlfühlflair mit vielen Parks und Grünanlagen: Die Leipziger leben gern in ihrer Stadt. Bei der Benennung von Problemen hat sich aber ein Thema weit nach vorn geschoben: Das Zusammenleben mit Ausländern.
Am Dienstag stellte die Stadt erste Ergebnisse der kommunalen Bürgerumfrage 2015 vor. 18.000 Bürger wurden gefragt, 7515 Fragebögen kamen zurück und konnten ausgewertet werden. „Die Lebenszufriedenheit der Leipziger ist weiter gestiegen“, fasst Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung des Schnellberichts zusammen. Der Wert stieg von 78 auf 79 Prozent, 64 Prozent blicken optimistisch in die Zukunft.
„Die Einkommen sind so hoch wie nie“, so der Verwaltungsdezernent. So ist das persönliche monatliche Nettoeinkommen um 47 Euro auf 1254 Euro gestiegen. Bei den monatlichen Haushaltseinkommen ist der Zuwachs allerdings minimal: Die Summe ist um drei Euro auf 1665 Euro gestiegen. Dabei handelt es sich um einen gemittelten Wert aus verschiedenen Gruppen. So haben Alleinerziehende sogar 59 Euro weniger als 2014 im Portemonnaie, nämlich 1496 Euro. Paare ohne Kinder dagegen verfügen über 267 Euro mehr als noch 2014. Rentner, Singles und Paare mit Kindern verzeichnen einen Anstieg zwischen rund 20 und 100 Euro.
Im Vergleich der 15 größten deutschen Städte rangierte Leipzig 2013 bei den verfügbaren Einkommen privater Haushalte auf dem letzten Platz. München liegt ganz vorn, gefolgt von Düsseldorf und Stuttgart. Für 2015 liege diese Auswertung noch nicht vor, so Hörning. Viele Anzeichen sprächen aber dafür, dass Leipzig den letzten Platz verlassen kann.
Migrantenumfrage geplant
Trotz positiver Grundstimmung unter Leipzigs Bürgern, schiebt sich bei der Frage nach den größten Problemen ein Thema nach vorn: 24 Prozent der Befragten nennen dabei das „Zusammenleben mit Ausländern“. Damit ist dieser Punkt von Platz neun auf Platz drei geklettert. Er liegt damit hinter den Dauerthemen Straßenzustand (Platz 2, 29 Prozent) sowie Kriminalität und Sicherheit (Platz 1, 49 Prozent).
Das Reizthema „Kindertagesstätten“ wurde auf Platz vier verdrängt.
„Wir nehmen das ernst, verfallen aber nicht in Aufgeregtheit“, so Hörning. Die Fragebögen seien im November verschickt worden, „da hatte der Flüchtlingsstrom nach Leipzig einen Höhepunkt erreicht“, so der Verwaltungsfachmann. „Aber diese 24 Prozent sind ein Fakt“, so Hörnig, auch wenn die Stadt aus der ankreuzbaren Antwort nicht im Detail herauslesen könne, worin die Probleme gesehen werden. Jetzt gelte es, durch Konzepte für Integration positive Erfahrungen für ein gutes Zusammenleben zu befördern. Gleichzeitig müsse es auch klare Ansagen geben, wenn Ausländer sich nicht an die Regeln unserer Gesellschaft halten.
Wie Migranten selbst ihre Situation beurteilen, darüber weiß die Stadt Leipzig derzeit wenig. Deshalb wird nun erstmals eine mit sprachkundigen Interviewern geführte Umfrage in dieser Gruppe durchgeführt. Bis Juni sollen erste Ergebnisse vorliegen, rund 800 Interviews strebt die Stadt an.
Von Evelyn ter Vehn