Chemnitz - Chemnitz ist viel gefährlicher als gedacht. Drei junge Polizisten erforschten in ihrer Abschlussarbeit an der Polizei- Hochschule Rothenburg die Kriminalitäts-Dunkelziffern für verschiedene Strafdelikte.
Und fanden heraus: „Auf eine Anzeige kommen fünf nicht gemeldete Fälle“, sagt Patrick Baldauf (31). So kriminell ist die Region wirklich!
Die Jung-Kommissare befragten repräsentativ 1549 Bürger zwischen Plauen und Freiberg zu Straftaten, die sie 2013 erlebt, aber nicht gemeldet hatten.
Ergebnis: Tausende Delikte werden nicht angezeigt, vielen Menschen fehlt Vertrauen in die Polizei. „Anzeigen bringen nichts“ war das häufigste Argument fürs Nichtmelden.
Die Ex-Polizeischüler Patrick Baldauf, Mario Creutziger (35) und Mike Uhlig (35) bekamen für ihre Arbeit die Note 1. Und bereiten dem Freistaat dickes Kopfzerbrechen. Denn die offiziellen Kriminalitätszahlen sind falsch.
Die Studenten errechneten am Ende die tatsächlichen Fallzahlen für sieben Deliktarten. So gab es 2013 offiziell 8177 Sachbeschädigungen, tatsächlich aber 25.274, Beschädigung von Fahrzeugen (3117/10.044), Bedrohung (1434/6351), Körperverletzung (4184/14.161), Fahrraddiebstahl (2570/3427), Beleidigung (3212/92.345) und Computerbetrug (200/1150).
Ursprünglich 22.900 Fälle. Aber: „Nach unserer Berechnung der Dunkelziffern waren es tatsächlich 152.750 Straftaten“, weiß Mario Creutziger.
Die Polizisten sind sich einig, dass mehr Polizei in der Fläche auch mehr Bürger dazu bringt, Straftaten zu melden.
Eine Kritik an Innenminister Markus Ulbig (51, CDU). Wegen seiner Polizeireform machten 31 von 74 Polizeirevieren im Land dicht.