Der 14. November steht unmittelbar vor der Tür. Rassist_innen wollen in Rostock aufmarschieren. Dagegen regt sich bürgerlicher und linksradikaler Widerstand. Um für den Samstag gut gewappnet zu sein, haben wir die wichtigsten Infos zusammengetragen. Twitter, EA-Nummer und Karte stehen bereit.
An- und Abreise
Am
17.10. randalierte kurzzeitig ein rechter Mob in Rostock, bewarf
Antifaschist_innen mit Flaschen und schlug Refugees und
Unterstützer_innen im Hauptbahnhof. Die Bullen griffen erst spät
und dann nur halbherzig ein. Gewalttätige rassistische Angriffe im
Bahnhof unterbanden sie gar nicht, sondern widmeten sich
protestierenden Antifas. Zahlreiche Rassist_innen reisten an dem Tag von außerhalb an und durchquerten
den Bahnhof, von der Südseite kommend, auf dem Weg zu ihrer
Veranstaltung. In der Folge zogen sie unmittelbar am Stand der
Refugeesupporter vorbei. Während der Anreise blieb es noch bei
Pöbeleien, die Abreise wurde zum massiven Problem. Antifas schützten
trotz der Gefahr, die eigene körperliche Unversehrtheit zu
riskieren, Geflüchtete. Auch am 14.11. wird der Bahnhof wieder
Knotenpunkt für Rassist_innen werden und ein ähnliches Szenario ist
denkbar. Der Stand wird laut Rostock hilft! auf die Südseite des
Bahnhofes verlegt. Ebenfalls auf der Südseite befindet sich eine
antifaschistische Kundgebung. Wir möchten Euch für die riskante
Lage im Hauptbahnhof sensibilisieren. Wir behalten die Lage im
Bahnhof stets im Blick und werden auch per Twitter über die Zustände
dort informieren. Sollte im Hauptbahnhof eine kritische Situation
drohen, fordern wir Euch auf dort hinein zu kommen und die Refugees
vor Gewalttäter_innen zu schützen. Bleibt am 14.11. bitte solange
im Aufmarschgebiet und zum Ende der Veranstaltung in unmittelbarer
Nähe des Bahnhofes, bis sich die Lage deutlich entspannt hat und die
Rassist_innen wieder abgereist sind! Achtet darauf, dass der Bahnhof
auf allen Ebenen, inklusive Nord- und Südseite, per Kamera überwacht
ist.
Für
die eigene Anreise gilt: Seid vorsichtig beim Bahnfahren. Gerade die
organisierten Neonazis benutzen Vortreffpunkte und fahren meist in
großen Gruppen in die Stadt. Passt ebenfalls auf, wenn Ihr aus der
Stadt in Richtung Gegenkundgebungen oder zur Aufmarschroute unterwegs
seid. Am 17.10. zogen Gruppen von Rassist_innen mit bis zu 30
Personen durch die Steintorvorstadt. Merkt Euch aber auch, dass Angst
ein schlechter Ratgeber ist. Also seid wachsam und zeigt, dass Rostock kein gutes Pflaster für
sie ist!
Die
Rassist_innen
Der
Aufmarsch soll um 17 Uhr auf dem Konrad-Adenauer-Platz beginnen. Der
Platz befindet sich unmittelbar vor dem Hauptbahnhof – auf dessen
Nordseite. Anmelder der Versammlung ist David Bühring vom
Zusammenschluss „Deutschland wehrt sich“ (DWS). Der Forstwirt
Bühring
meldete 2015 bereits mehrere rassistische Veranstaltungen u.a. in
Schwerin an. Als Versammlungsleiter fungiert Heiko Miebs. Miebs trat
bei vorangegangenen Veranstaltungen von DWS meist in organisierender
Funktion auf und gehört zum persönlichen Umfeld Bührings.
Angemeldet ist der Aufmarsch von 17 Uhr bis 22 Uhr. Der Aufmarsch
wird also zum Großteil im Dunkeln stattfinden. Vom Hauptbahnhof aus
wollen die Rassist_innen über die Rosa-Luxemburg-Straße in Richtung
Steintor ziehen. Nach einer Zwischenkundgebung soll der Zug auf
gleicher Strecke wieder zum Hauptbahnhof gehen und dort beendet
werden.
Die in der Anmeldung genannte Teilnehmer_innenzahl ist uns unbekannt. Auf Grundlage der Versammlung vom 17.10. ist aber davon auszugehen, dass bis zu 1000 Rassist_innen teilnehmen werden. Ebenfalls erwarten wir, dass neben anderen gewaltaffinen Personengruppen auch zahlreiche Neonazis aus dem gesamten Bundesland teilnehmen. Sie stellen auch auf anderen Demonstrationen von DWS einen erheblichen Anteil am Veranstaltungspublikum.
Interessant ist, dass Bühring für den gleichen Tag und zur gleichen Uhrzeit auch eine Veranstaltung in Schwerin angemeldet hat. Möglicherweise soll diese Anmeldung als spontane Ausweichveranstaltung dienen, sollte den Rassist_innen in HRO massiver Widerstand entgegen wehen. Ebenfalls denkbar ist, dass diese parallele Anmeldung ein Fake ist, um Gegner_innen und Bullen zu verwirren. Letztere betrachten diese Anmeldung als ernst zu nehmend.
Die Polizei
Nach den Erfahrungen des letzten Marsches könnte mensch
vermuten, dass die Polizei die DWS-Veranstaltung massiv begleitet.
Dass aber die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern Rassist_innen auch
nach gewalttätigen Vorkommnissen im Vorfeld noch weitgehend
unbehelligt marschieren lässt, zeigt die Erfahrung. Rechte
Veranstaltungen werden in MV in der Regel von losen Polizeiketten
eingerahmt, die die Rassist_innen selten in ihrem Handeln
einschränken. Sie sind für Aufmarschteilnehmer_innen oft in beide
Richtungen durchlässig. So konnten Neonazis bereits mehrmals in
diesem Jahr Gegner_innen und Journalist_innen angreifen – und das
unmittelbar aus den Demonstrationen heraus. Im Gegensatz dazu
behandeln die Bullen Gegendemonstrant_innen häufig gewalttätig und
versuchen jeden Versuch der Störung und selbst die verbalen Protest
in Hör- und Sichtweite zu unterbinden. Oft geschieht dies im
Zusammenhang mit Einschränkungen des Rechts auf
Versammlungsfreiheit, indem Antifaschist_innen der Weg zu
angemeldeten Gegenkundgebungen verwehrt wird.
Meist kurven die Bullen in Verbänden von zwei bis drei Fahrzeugen durch die Straßen in der Nähe der Marschroute. Damit können sie kleine Gruppen zügig vertreiben. Gegen größere Zusammenhänge sind sie aber schnell wirkungslos. Lasst euch nicht von ein paar behelmten Bütteln einschüchtern. Genaue Zahlen über Einsatzstärke und Gerätschaften sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Sicher ist, dass neben normalen Bereitschaftseinheiten auch Sondereinheiten wie die BFE zum Einsatz kommen werden.
Die Cops in MV klagen schon seit geraumer Zeit über eine zu hohe Belastung bei zu geringer Personaldecke. Zahlreiche rassistische Aufmärsche beschäftigen sie derzeit täglich. Am 14.11. wird es wieder zur Dreifachbelastung für die Polizei kommen. Neben dem Marsch in Rostock müssen die Bullen das Fußballspiel FC Pommern Stralsund gegen den FC Hansa Rostock in Stralsund absichern und stellen mit Sicherheit auch noch Kräfte für die DWS-Anmeldung in Schwerin ab (siehe oben).
Protest und Widerstand
„Rostock Nazifrei!“ organisiert in Kooperation mit „Rostock
hilft!“ eine Gegenkundgebung am Steintor. Sie beginnt um 16 Uhr.
Eine weitere Gegenkundgebung gibt es in unmittelbarer Nähe zur Route
am Leibnitzplatz/Sankt-Georg-Straße. Die Kundgebungen sind legale
Anlaufplätze um Euren Protest zu äußern. Unserer Einschätzung
nach ist es erstmal nicht sinnvoll zu der Kundgebung am Steintor zu
gehen. Vermutlich wird die Polizei es Antifaschist_innen erheblich
erschweren vom Steintor zu anderen Kundgebungen zu gelangen.
Zur Kundgebung am Leibnitzplatz/Sankt-Georg-Straße müssen die Bullen Euch aber vorlassen, da es eine angemeldete Versammlung ist. Der Weg zu dieser Versammlung darf Euch nicht verwehrt werden. Den Bullen ist diese Veranstaltung ein Dron im Auge, denn sie wissen, viele Menschen können hier eine kritische Masse in unmittelbarer Nähe des Marsches bilden. Achtet auch hier darauf, dass Ihr Euch nicht einkesseln lasst.
Eine weitere Kundgebung ist am Goetheplatz angemeldet. Sie wird vor allem dann interessant, wenn die Rassist_innen spontan die Route ändern. Sollte das passieren, dann bewegt Euch zu dieser Kundgebung. Wie bereits erwähnt, wird es noch eine Kundgebung an der Südseite des Bahnhofs geben. Im Ernstfall kann diese Kundgebung ein Anlaufpunkt für Antifaschist_innen sein, um Geflüchtetenhelfer_innen und Geflüchtete zu unterstützen und schützen. Auch zu dieser angemeldeten Veranstaltung müsst ihr vorgelassen werden.
Informationen
und Hilfe
Wir
haben für Euch einen Twitter organisiert, den Ihr unter der Adresse
https://twitter.com/1411hro
erreicht. Dort werdet Ihr aktuelle Informationen zum Aufmarsch und
dem Geschehen im Umfeld bekommen. So könnt Ihr schnell und flexibel
auf die aktuelle Lage reagieren. Des weiteren wird es am Tag wieder
einen Ermittlungsausschuss (EA) geben. Was das genau ist, dass
erfahrt Ihr hier.
Den EA erreicht Ihr unter 0176/ 818 389 49 Wenn Ihr
festgenommen werdet, eure Freunde verhaftet werden, Ihr sie vermisst
und nicht mehr finden könnt oder wenn Ihr Festnahmen beobachtet,
dann ruft dort an. Beim EA wird Euch kompetent weiter geholfen. Damit
Ihr in Stresssituationen die Nummer nicht vergesst schreibt sie Euch
irgendwo drauf (Arm, Bein, etc.). Zur allgemeinen Orientierung haben
wir auch noch eine Karte für Euch erstellt. Auf dieser Karte seht
Ihr die Marschroute, die Gegenkundgebung und einiges mehr. Ihr könnt
sie Euch runter laden und ausdrucken, dann habt Ihr am 14.11. einen
guten Überblick über das Aktionsgebiet.
Auf die Barrikaden!
Wir rufen Euch zu dezentralen Aktionen auf. Findet Euch in
Bezugsgruppen, bildet größere Gruppen und leistet Widerstand! Wir
wissen nicht, was am 14.11. auf uns zu kommen wird. Wir können
nichts vorhersehen aber wir wissen, dass wir in der Stadt des
rassistischen Pogroms von 1992 nicht hinnehmen werden, dass
Rassist_innen hier ungestört durch die Straße laufen. Der Aufmarsch
in Rostock ist einer von dutzenden Märschen dieser Tage in MV. Er
hat aber auch eine ganz besondere Symbolfunktion für Rassist_innen,
denn die Ereignisse von Lichtenhagen sind nicht nur in unseren Köpfen
unvergessen. Wir müssen verhindern, dass Rostock erneut zum
Wallfahrtsort für die rassistische Bewegung werden kann.
Wenn die Rassist_innen sich verpisst haben
Wenn alles vorrüber ist, dann kommt zum Solitresen der Roten Hilfe im Café Median. Soligetränke wollen gekauft werden. Gemeinsam lassen wir dann die Nacht ausklingen. Ihr wisst ja, nach der Demo ist vor der Repression! Die Rote Hilfe Rostock hat hier übrigens nochmal eine Ankündigung geschrieben.
Web: https://adbarrikaden.blogsport.de
Ticker: https://twitter.com/1411hro
EA: 0176/ 818 389 49