Spielfeld ist der derzeitige Hotspot zur Ankunft von Refugees an der slowenisch-österreichischen Grenze. Täglich kommen dort tausende Geflüchtete an. Anfang dieser Woche sprach die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner davon, dort einen Grenzzaun errichten zu wollen. Die Situation für Geflüchtete ist katastrophal: Übernachtet wird im Freien, die Versorgung mit dem Nötigsten wie winterfester Kleidung und ausreichend Essen ist nicht gegeben. Um diese Situation nicht länger ertragen zu müssen, entschlossen sich manche der Geflüchteten, den Grenzübertritt auf eigene Faust zu versuchen und schafften es, die Sperren von Polizei und Heer zu überwinden.
Bereits am Montag marschierten im steirischen Grenzort Spielfeld ungehindert und ohne von Antifaschist_innen rechtzeitig wahrgenommen zu werden knapp 100 Nazis und "besorgte Bürger" auf. Als am Donnerstag öffentlich bekannt wurde, dass für Samstag ein erneuter Aufmarsch angemeldet wurde, entschlossen sich einige Antifaschist_innen nach Spielfeld zu fahren und den rassistischen Mob nicht unkommentiert zu lassen. Zu dieser aufgerufen hatte der Vorsitzende der Grazer Kleinspartei PDV (Partei des Volkes) - gekommen war ein Mob von knapp 500 Nazis, Hooligans, Identitären und "besorgten Bürgern".
Einige Antifaschist_innen sahen sich bereits vor Beginn nicht nur der Bedrohung des rassistischen Mobs gegenüber, sondern auch einer Polizei, die ein eskalitves Verhalten an den Tag legte. Antifaschistische Präsenz wurde als Provokation wahrgenommen. Es kam zu Androhungen von Festnahmen und Gewalt sowie zu Platzverweisen. Schliesslich gelang es, sich zumindest in Ruf- und Sichtnähe zur vorbeiziehenden Demo zu versammeln und diese mit Sprechchören und Transparenten zu konfrontieren.
Im Laufe des Nachmittags unterstützten Aktivist_innen des antirassistischen Assemblys in Ljublijana den antifaschistischen Protest. Spontan sammelten sich auf der Zufahrtsstrasse zur österreichisch-slowenischen Grenze 150 bis 200 Antifaschist_innen und demonstrierten in Richtung Grenze. Auf dem Weg dorthin wurde das Lokal "Las Legas" passiert. Dort hatten sich - verschanzt hinter Baugittern - die Nazis zum Trinken bei schlechtem Schlager verabredetet. Geschützt von eben diesen Baugittern setzten die Nazis unter anderem Pfefferspray gegen die Sponti ein. Nach diesem Zwischenfall setzte die Demo ihren Weg zur Grenze fort. Einige hundert Meter vor der Grenze versperrte eine Polizeikette den weiteren Weg. Als Gegenbild zum Nachmittag, wo Nazis Geflüchteten noch "no way" symbolisieren wollten begrüßten nun Antifaschist_innen die Busse. Auf dem Rückweg wurde wieder die Nazikneipe passiert, die inzwischen nicht mehr nur durch Bauzäune verriegelt, sondern mittlerweile auch durch einige Cops beschützt wurde. Ohne weitere Zwischenfälle löste sich die Spontandemo auf.
Erschreckend ist der massive Anstieg der Teilnehmer_innen auf Seiten der Nazis. Innerhalb weniger Tage wurden 500 Rassist_innen mobilisiert, die nahezu ungestört marschieren konnten. Als vor wenigen Monaten noch Nickelsdorf der Hotspot für die Ankunft von Geflüchteten war, zeigten sich viele Menschen solidarisch, halfen, shuttelten nach Wien. Nun scheint sich der in der österreichischen Gesellschaft ohnehin vorhandene Rassismus auf der Strasse wahrnehmbarer zu artikulieren. Die gesellschaftliche Debatte scheint von der Maske der Willkommenskultur zu offen rassistischer Bedrohung zu kippen.
Für den 15.11. mobilisieren die Nazis der Identitären erneut nach Spielfeld. Diesmal wird antifaschistischer Protest sich allen Rassist_innen, Hools "besorgten Bürgern" sprich dem Mob entschlossen in den Weg stellen!
Medienberichte:
"Steiermark heute" vom 31.10.2015: http://tvthek.orf.at/program/Steiermark-heute/70020/Steiermark-heute/10881109/Demo-gegen-Fluechtlinge/10883070
Vice Artikel vom 31.10.2015: http://www.vice.com/alps/read/demo-spielfeld-539