Chemnitz - Verrückte Situation in Markersdorf: Die Stadt wollte am Nachmittag 60 Asylbewerber in die Turnhalle an der Dittersdorfer Straße bringen. 100 Demonstranten wollten das verhindern - doch sie kamen umsonst. Die Flüchtlinge weigerten sich, in die Halle einzuziehen.
Polizei, Demonstranten und Mitarbeiter standen ratlos auf der Straße.
Die Flüchtlinge hatten Angst, in Markersdorf zu bleiben, Angst vor
Übergriffen. Nicht nur das. Die Syrerin Mai (20) sagte es klar: "Das ist
nicht komfortabel genug, das ist nur eine Turnhalle!"
Die
Asylbewerber, vor allem Familien mit Kindern, kamen aus der Erstaufnahme
im Adalbert-Stifter-Weg, sollten jetzt in städtische Unterkünfte
weiterverteilt werden. Doch die Wohnungen sind alle belegt, deshalb das
Provisorium Markersdorf.
Für die Flüchtlinge aus Syrien, Irak und
Afghanistan nicht gut genug. Dolmetscher Atta Nassar (48): "Die Leute
sind stur, sie wollen unbedingt in Wohnungen oder ein Heim."
Die Stimmung unter den
Flüchtlingen wurde immer aggressiver. Einige sagten laut, sie wollten
Deutschland sofort verlassen, forderten einen Bus nach Österreich.
"Lieber zurück nach Syrien als hierbleiben", hieß es.
Den
Bus gibt es zurzeit nicht. Polizeioberkommissar Rico Lenk (36) war
fassungslos: "Eine verfahrene Situation. Die müssen doch
kompromissbereit sein."
Sind die Asylbewerber zurzeit aber nicht.
Sie spielen auf Zeit, erwarten ein Einknicken der Stadt. Die Polizei
wartet ebenfalls. Noch. Ein Beamter: "Heute Nacht lassen wir sie nicht
auf dem Parkplatz. Dann müssen wir was tun."
Gegen 18 Uhr ist in
der Bonhoeffer-Kirche gegenüber des Parkplatzes eine Bürgerversammlung
zur Unterbringung in Markersdorf angesetzt. Zudem bereitet die Stadt im
Ortsteil eine weitere Flüchtlingsunterkunft vor - in der Turnhalle des
Abendgymnasiums in der Arno-Schreiter-Straße.
MOPO24 ist weiter vor Ort.
Update, 17:40 Uhr: Ordnungsbürgermeister Miko Runkel ist in Markersdorf eingetroffen und versucht die Flüchtlinge davon zu überzeugen, in die Turnhalle einzuziehen. Die Situation sei zu gefährlich.