Egal ob in Freital, Halberstadt oder Leipzig, wo größere Gruppen Asylbewerber untergebracht werden, entstehen in kürzester Zeit Gerüchte über steigende Kriminalität. Das neueste Beispiel: Der Einkaufsmarkt Globus in der Nähe der Flüchtlingsunterkunft an der Leipziger Messe soll vergangene Woche von Asylbewerbern geplündert worden sein. Die Polizei sagt: Alles an den Haaren herbeigezogen. Das bestätigt der Leiter der betreffenden Globus-Filiale, Jens Uwe Mätzig: "Die in den Sozialen Netzwerken kommunizierten Informationen zum Thema Vorkommnisse, Überfälle oder dergleichen können wir nur in aller Form dementieren. Es gab weder Übergriffe noch Gewaltakte oder sonstige Dinge. Das sind Lügen, die verbreitet wurden. Wir können auch nicht sagen, dass ein signifikanter Anstieg von Ladendiebstahl seit der Eröffnung der Asylunterkunft in der Messehalle zu verzeichnen ist."
Es gibt weder Statistiken, noch Anlasspunkte, dass in Leipzig von den Asylbewerbern in der Umgebung ihrer Unterkünfte mehr Kriminalität ausgeht. Das stellt Polizeisprecher Andreas Loepki gleich zu Anfang klar. Das einzige, was sich geändert hat, ist: "Dass soziale Netzwerke von solchen Meldungen betroffen sind, sie davon regelrecht strotzen. Alles angeblich. Es reicht, dass ein Depp - ich sag es mal so, denn es sind solche - irgendeine Halbwahrheit oder einen erfunden Sachverhalt postet. Wenn zwei oder drei andere das wiederum teilen, wird es wieder welche geben, die es auch teilen. So vermehrt sich das. Am Ende glauben die Leute, weil es 1.000 oder 2.000 andere irgendwo verlinken, dass das Gerücht wahr sein muss, weil so viele es schreiben. Nein, ist es eben nicht.“
Beamte verlieren viel Arbeitszeit und -kraft
Andreas Loepki ist angespannt bei dem Thema. Es nervt ihn. Denn der Umgang mit den vielen Meldungen ist für die Polizei schwierig und macht mehr Arbeit. "Mit Sicherheit macht die Asylproblematik auch für die Polizei einen erheblichen Mehraufwand. Wir müssen Unterkünfte mehr bestreifen, weil irgendjemand meint, dort Straftaten begehen zu müssen. Wir haben dort auch Probleme aufgrund der engen räumlichen Unterbringung. Das heißt: Innerhalb dieser dort untergebrachten Gruppen brechen Konflikte auf. Es liegt in der Natur der Sache, dass dort die Polizei verstärkt zum Einsatz kommen muss. Und wenn dann noch Dritte hinzukommen, die Arbeit an den Haaren herbeiziehen und uns auf den Tisch legen, dann schwillt mir einfach der Kamm. Da bin ich auch nicht der Einzige. Das nervt.“
Denn immer wenn solche Gerüchte eine gewisse Dimension annehmen, kommen Anfragen von Bürgern an die Polizei. Die muss dann ermitteln: dem Gerücht nachgehen, die Lage vor Ort anschauen, Zeugen befragen, Protokolle schreiben. "Wir müssen das dann prüfen, bis wir sagen können: Alles erstunken und erlogen. Das bindet Arbeitskraft und Arbeitszeit. Das macht es für uns nicht leichter.“ Vorgehen gegen solche Gerüchte kann die Polizei nicht. Sobald die Beamten in den Sozialen Netzwerken Belege fordern und die angeblichen Zeugen auf das Revier einladen, werde es ganz schnell ruhig, so Andreas Loepki.