Letzten Freitag veranstalteten wir ein Kiezbankett in der Buttmannstraße in Berlin Wedding. Anlass gab die vor gut einem Jahr vollzogene Zwangsräumung von Tina S.. Über 40 Jahre lebte sie in ihrer Wohnung, die sich in der Buttmannstraße 18 befand. Das Jobcenter hatte damals die Miete zu spät überwiesen. Jetzt wird die Wohnung für mehr als das Doppelte wieder vermietet. Wir haben keinen Bock, dass Menschen gegen ihren Willen aus ihrem Kiez verdrängt werden und andere daran verdienen.
Zusammengekommen sind ab 17 Uhr nette, interessierte Menschen aus der
Nachbarschaft sowie Genoss*innen von „Zwangsräumung Verhindern“. In spannenden
Gesprächen gab es regen Austausch über die Wohnungslage vor Ort, über
Perspektiven der Organisierung sowie Strategien im Umgang mit Mieterhöhung und
ihren Folgen bis spät in die Nacht hinein.
Durch ein Fensterkino gab es Videos und Mitschnitte von vergangenen
Zwangsräumungen ebenso wie Videoschnipsel der diesjährigen Antikapitalistischen
Demonstration „Organize“.
Für einige Stunden entstand so ein solidarischer Raum im Kiez, den wir alle zusammen
gestalteten.
Überall läuft der Ausverkauf der Stadt in vollem Gange. Vergleichbar mit diesem Anstoß der Organisierung von Nachbar*innen in der Buttmannstraße erhoffen wir uns auch einen Austausch und ein solidarisches Miteinander der Bewohner*innen des Brunnen- und Gleimviertels (Wedding/Prenzlauer Berg), wenn es am 12.9. mit dem Motto „Laut gegen Verdrängung“ mit einer Lärmdemo auf die Straße geht. Rund um den Mauerpark herum hat die DEGEWO bereits vielen Mieter*innen angekündigt, dass ihre Mieten steigen werden. Potentiell sind rund 6.500 Wohnungen allein im Wedding betroffen. Die Folgen sind fatal: Mieter*innen werden aus ihren Wohnungen und Kiezen verdrängt und sollen einer wohlhabenderen Klientel weichen. Jede Person kann die nächste sein. Mit dieser Demonstration und folgenden Organisierungstreffen der Nachbarschaft, wehren wir uns gegen die unsoziale Wohnungspolitik von Senat und Investor*innen, Zwangsräumungen und schließlich Verdrängung.
Die Folgen von neoliberaler Stadtumstrukturierung sind vielfältig und stehen im
Zusammenhang miteinander. Zwei davon sind beispielsweise
Zwangspsychiatrisierung und Verdrängung. In näherer Zukunft werden
Veranstaltungen im Wedding mit Peter Nowak und Margit Englert folgen.
Allen, die nähere Einblicke in den sozialstaatlich-immobilienwirtschaftlichen
Komplex auf persönlichster Ebene suchen, empfehlen wir wärmstens Margit
Englerts Buch „Rosemarie F. Kein Skandal.“, das auf 128 Seiten dieses Jahr bei
Edition Assemblage erschienen ist.
Selbstorganisiert von unten gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung, im Wedding und überall!