Nachdem ein Immobilienbesitzer in Leipzig-Connewitz von Flüchtlingen im Hostel in seinem Haus erfuhr, hat der den Betreibern gekündigt. Das Sozialamt sucht jetzt nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten für die Asylbewerber.
Leipzig. In einer Außenstelle des Connewitzer Homeplanet Hostels leben seit Ende Mai zwölf Flüchtlinge. Angesichts des anhaltenden Stroms von Asylbewerbern hat der Betreiber dem Sozialamt fünf Doppelzimmer für Notunterkünfte zur Verfügung gestellt. Was die Kommune freut, ärgert allerdings den Besitzer des Gebäudes. Als dieser vom vorübergehenden Asyl in seinen Gemäuern erfuhr, schickte er dem Hostel eine Kündigung.
Das Hauptgebäude des Homeplanet Hostel befindet sich in der Bornaischen Straße, der „Lebensader von Connewitz“, wie es auf der Homepage heißt. Ein paar Meter weiter haben die Betreiber zusätzlich noch eine Etage in einem anderen Gebäude angemietet. „Ebenfalls mit entsprechendem Nutzungsvertrag als Hostel“, berichtet Sprecher Friedmann Jetter gegenüber LVZ.de. Die genaue Adresse will er lieber nicht nennen – weil er nun rassistische Proteste vor dem Gebäude fürchtet. Sogar in Connewitz.
Probleme mit den neuen Bewohnern aus den Krisengebieten der Welt gab es bisher nicht, zuletzt sei allerdings eine Leitung im Küchenbereich kaputt gegangen. Der Wasserschaden rief auch den Eigner der Immobilie auf den Plan. Und es kam zum Eklat. „Als der Hausbesitzer Dr. Wolfgang Kaiser von den Flüchtlingen erfuhr, wurde uns zum Monatsende gekündigt“, berichtet Jetter. Zur Begründung befragt, sollen vom Eigentümer unschöne Worte über Asylbewerber zur hören gewesen sein, so Jetter. In der zugestellten schriftlichen Begründung habe es aber lediglich „vertragswidrige Nutzung“ geheißen.
Dies bestätigt Besitzer Kaiser auch gegenüber LVZ.de: „Ohne uns zu fragen, wurden die Räume einfach für Monate als Asylunterkunft an das Sozialamt verpachtet. Dabei wurden Sicherheitsbestimmungen missachtet und somit auch die Stadt hinters Licht geführt.“ Seine Immobilie verfüge weder über Sicherheitsverglasung noch über ausreichende sanitäre Anlagen, um Geflüchtete längerfristig zu beherbergen. „Wenn ich Asylbewerber in meinem Haus wollen würde, hätte ich das selbst so veranlasst und entsprechende Baumaßnahmen in die Wege geleitet, um deren Sicherheit gemäß den vorgegebenen Standards der Stadt Leipzig zu gewährleisten“, sagt Kaiser.
Die Kommune selbst fühlt sich nicht hinters Licht geführt. „Die Räume wurden selbstverständlich vorab auf Eignung geprüft“, sagte Stadtsprecherin Martina Menge-Buhk. Der Vertrag mit dem Hostel sei rechtlich absolut wasserdicht und in Leipzig inzwischen auch nichts Ungewöhnliches. „Die Stadt hat mit etlichen Pensionen und Hostels Verträge. Dort sind zur Zeit insgesamt 235 Menschen untergebracht“, sagt die Stadtsprecherin. Einzige Voraussetzung für die Interimsunterkünfte: „Die Räume sind zum Schlafen von Menschen geeignet, und das ist bei Pensionen und Hostels der Fall“, so Martina Menge-Buhk.
Wolfgang Kaiser pocht derweil weiter auf die ursprünglich angedachte Nutzung. Er wollte ein Hostel in seiner Immobilie, keine Dauergäste, sagt er. „Dort sollen junge Menschen für wenig Geld schlafen können, die sich für ein paar Tage die Stadt anschauen wollen“, so der Immobilienbesitzer. Asylbewerber oder auch Gastarbeiter, die im Hostel ebenfalls schon übernachtet hätten, gehören laut Kaiser nicht dazu – die bleiben schließlich länger: „Von Dauervermietung war nie die Rede!“, so Kaiser.
Das sieht Hostel-Sprecher Jetter anders, führt auch die besonderen Umstände angesichts der anhaltenden Flüchtlingsströme ins Feld: „Um es nochmal klar zu sagen: Unser Hostel ist keine illegale Flüchtlingsunterkunft. Der Kontakt zum Sozialamt bestand schon länger, als die Asylbewerberzahlen dann immer weiter stiegen, kam man auf uns zu und fragte, ob wir vorübergehend Flüchtlinge bei uns unterbringen können. Das haben wir natürlich gemacht“, so Jetter weiter. Der Vertrag wurde vorerst bis zum 18. August geschlossen. Das Hostel hätte nun auch gern verlängert, noch mehr Asylbewerbern ein Obdach gegeben. Doch daraus wird nun nichts. „Wegen des Rechtsstreites werden die Flüchtlinge jetzt in anderen Unterkünften untergebracht“, sagt Stadtsprecherin Menge-Buhk.
Und dafür bleibt auch kaum noch Zeit. „Offenbar ist Herr Kaiser nicht einmal gewillt, die Flüchtlinge bis zum 18. August in seinem Haus zu dulden“, sagt Jetter. Der Wasserschaden liefere den Vorwand. „In der darunter liegenden Wohneinheit sind aufgrund dessen Teile der Decke beschädigt, stellenweise löst sich bereits Tapete, der Fußboden im betreffenden Raum muss aufgenommen werden. Nun muss erstmal fachgerecht der Schaden beseitigt und saniert werden“, sagt Gebäudeeigner Kaiser.