Die Wohnungen von zwei Neonazis sind durchsucht worden. Computer und Handys wurden beschlagnahmt und werden nun ausgewertet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Handeltreibens mit Schusswaffen.
Von Martín Steinhagen
Nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass zwei Neonazis offenbar ein Waffengeschäft vorbereiten, ermittelt die Staatsanwaltschaft in Kassel wegen des Verdachts des Handeltreibens mit Schusswaffen gegen die beiden mutmaßlich Beteiligten. Die Wohnungen der Beschuldigten in Kassel und bei Augsburg wurden am Dienstag durchsucht, teilt Staatsanwalt Götz Wied auf Nachfrage mit. Computer und Handys wurden beschlagnahmt und werden nun ausgewertet. Waffen, mit denen gehandelt werden könne, seien nicht gefunden worden. Beide wurden nach vorläufiger Festnahme wieder entlassen.
Dokumente, die die Frankfurter Rundschau einsehen konnte, zeigen, dass G., der bei Augsburg lebt, und F., der in Kassel wohnt, ein Waffengeschäft planten. Wie die FR berichtete, wollte F. in den kommenden Tagen mindestens zwei Pistolen vom Kaliber 9 Millimeter samt Munition beschaffen, G. sollte das Geld per Post nach Kassel schicken. Auch eine Freiburger Antifa-Gruppe, das Internetmagazin „Blick nach Rechts“ und die „taz“ berichteten.
Der Waffendeal wird auch den NSU-Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags beschäftigen. F. wird dort als Zeuge aussagen müssen. Ein entsprechender Beweisantrag seiner Fraktion sei bereits beschlossen worden, teilt Linken-Obmann Hermann Schaus mit. F. sei aus Sachverständigenanhörungen und Akten „gut bekannt“.
Gut vernetzt und bewaffnet
Der 30-Jährige, der heute als Chef einer Rockergruppe auftritt, war in der Kasseler Nazi-Szene aktiv. Er hatte bei einer Vernehmung angegeben, dass der mutmaßliche NSU-Terrorist Uwe Mundlos bei einem Konzert der extrem rechten Band Oidoxie in Kassel gewesen sein könnte – kurz vor dem Mord an Halit Yozgat am 6. April 2006, der dem NSU zugeschrieben wird.
Die Gefahr von neuen Terroranschlägen durch Neonazis sei nicht gebannt, diese seien weiterhin gut vernetzt und bewaffnet, teilt Schaus weiter mit. „Mich würde interessieren, ob der Inlandsgeheimdienst ‚Verfassungsschutz‘ von dem Waffendeal wusste und ob die Polizei informiert war“, sagt der innenpolitische Sprecher der Linken im Hessischen Landtag.
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Auch den parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Nordrhein-Westfalen dürfte das geplante Geschäft interessieren. Die Band Oidoxie, deren Bassist G. gewesen ist, stammt aus Dortmund. Die Band bekannte sich offen zu „Combat 18“, dem bewaffneten Arm des verbotenen Nazi-Netzwerks „Blood and Honour“, und scharte die Security-Truppe „Oidoxie Streetfighting Crew“ um sich. Dieser gehörte auch F. an.