Wir haben Xavier Naidoos Interview im Stern gelesen, damit ihr euch die 3,90 Euro sparen könnt

Erstveröffentlicht: 
12.03.2015

Xavier Naidoo hat es im letzten Jahr geschafft, seinem ohnehin schon angeschlagenen Ruf noch weiter zu schaden. 2012 veröffentlichte er mit Kool Savas „Wo sind" und fragte schwule Männer: „Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist?" Der Track scheint heute wie eine Prophezeiung von dem, was noch kommen sollte. Neben der offensichtlichen Homophobie geht es ansonsten um Verschwörungen und den fehlenden Führer. 2014 suchte Naidoo dann endgültig die Nähe von Reichsbürgern, die glauben, dass Deutschland nur eine Marionette der zionistischen Weltverschwörung ist, und zur „neuen Friedensbewegung", die einen schwammigen Friedensbegriff benutzt und die gleiche Meinung vertritt. Zuerst veranstaltete er seine eigene Friedensdemo und trat dann bei einer Reichsbürgerveranstaltung in Berlin auf. Nicht zum ersten Mal verbreitete er seine These, dass Deutschland ein besetztes Land sei und wir keine Verfassung haben.

 

Aus der Kolumne 'Wirres Deutschland'

 

wir haben xavier naidoos interview im stern gelesen damit ihr euch die 3,90 euro sparen koennt

 

Xavier Naidoo hat es im letzten Jahr geschafft, seinem ohnehin schon angeschlagenen Ruf noch weiter zu schaden. 2012 veröffentlichte er mit Kool Savas „Wo sind" und fragte schwule Männer: „Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist?" Der Track scheint heute wie eine Prophezeiung von dem, was noch kommen sollte. Neben der offensichtlichen Homophobie geht es ansonsten um Verschwörungen und den fehlenden Führer. 2014 suchte Naidoo dann endgültig die Nähe von Reichsbürgern, die glauben, dass Deutschland nur eine Marionette der zionistischen Weltverschwörung ist, und zur „neuen Friedensbewegung", die einen schwammigen Friedensbegriff benutzt und die gleiche Meinung vertritt. Zuerst veranstaltete er seine eigene Friedensdemo und trat dann bei einer Reichsbürgerveranstaltung in Berlin auf. Nicht zum ersten Mal verbreitete er seine These, dass Deutschland ein besetztes Land sei und wir keine Verfassung haben.

 

Heute ist im Stern ein Interview erschienen, in dem der „Sänger" zum ersten Mal ausgiebig und gegenüber einer breiten Öffentlichkeit über die Vorfälle im letzten Sommer spricht. Damit ihr keine 3,90 Euro für das Neueste in Sachen Verschwörungstheorien ausgeben müsst, haben wir den Stern gekauft und ihr findet jetzt heraus, was wir Neues über Xaviers Weltbild gelernt haben.

 

Nachdem Naidoo erstmal seine Expertise als Geschäftsmann etabliert und die Geschichte erzählt, wie er einfach mal mehr als 100 Autos gekauft hat, um sie an Leute ohne Kreditkarte zu vermieten, was überraschenderweise der Versicherung nicht gepasst hat, was wiederum dazu führte, dass er auf einem schrottigen Fuhrpark sitzen blieb, geht's auch schon los:

 

Krude Thesen + Fragwürdige Meinung = die Wahrheit

 

„[Geheime Vereinbarungen zwischen den Amerikanern und der Bundesregierung] existieren wirklich. Danach dürfen die Amerikaner uns überwachen. Deutschland ist insoweit kein souveränes Land, wir sind nicht frei."

 

Naidoo bezieht sich damit auf die Arbeit des Freiburger Professors Josef Foschepoth, der zum Teil geheime Verträge, die noch aus der Nachkriegszeit stammen, analysiert hat und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die NSA in Deutschland in Sachen Überwachung relativ freie Hand hat. Soweit stimmt das und ist natürlich auch problematisch. Aber das Ganze so zu interpretieren und in zwei Sätzen einfach mal die eigene Meinung zum allgemein gültigen Beweis zu stilisieren auch. Naidoo reiht sich damit aber perfekt in die Reihe der auf der YouTube-Universität ausgebildeten „Verfassungskritiker" ein, die sich aus falsch verstandenen Bruchstücken aus dem Politikunterricht und irgendwas, das sie mal im Internet gelesen haben, ihr eigenes bizarres Weltbild basteln.

 

Warum braucht man Sprengstoffexperten, wenn man die Wahrheit über 9/11 auf YouTube erfährt?

 

„Die Achillesferse des Anschlags ist doch das 47-stöckige Bürogebäude neben den Türmen gewesen, genauer gesagt, Gebäude Nummer 7. Dieses Gebäude ist Stunden später eingestürzt. Das sah aus wie bei einer kontrollierten Sprengung. Daran gibt es nichts zu deuten. [...] Es ist mir egal, was andere dazu sagen. Man braucht sich nur den Zusammensturz ansehen."

 

Nein Xavier, man braucht sich nicht nur den „Zusammensturz ansehen". Man braucht ein Team aus Experten, das sich mit der Architektur, der Statik, der umgebenden Infrastruktur, dem Effekt von fallenden Trümmern und Feuer auskennt. Und das dann zu einem abschließenden Ergebnis kommt. Was ansonsten niemand braucht, ist ein ehemaliger Autovermieter, der bei Castingshows mitmacht und Verschwörungsvideos auf YouTube anschaut.

 

Man sollte sich nur mit anderen Menschen austauschen, die eine andere Meinung haben, wenn man eigentlich die gleiche hat

 

„Ich habe mit den Leuten dort gesprochen, weil es mir wichtig ist, mich auch mit Menschen auszutauschen, deren Auffassung ich nicht teile."

 

Interessant Xavier, inwieweit teilen denn diese Leute nicht deine Auffassung? Sie glauben, dass Deutschland ein besetztes Land ist, wir keine Verfassung haben und (unter anderem auch), dass 9/11 ein Fake ist. Also eigentlich genau deine Auffassung, wenn ich mich nicht täusche. Mit wem du dich allerdings seit mindestens acht Monaten nicht ausgetauscht hast, sind deine Kritiker und Kritiker der Friedensbewegung. Was du stattdessen gemacht hast, ist, einen Song zu veröffentlichen, in dem du versuchst, Georg Diez zu dissen, einen der Journalisten, die über deinen Auftritt geschrieben haben.

 

„Man wird das ja wohl noch mal sagen dürfen" ist keine Ausrede für Antisemitismus, sorry Xavier.

 

„Man muss, gerade als Künstler, Dinge beim Namen nennen dürfen, wenn Leute weiter ihre Machenschaften treiben, unabhängig von deren Nationalität, Herkunft und Glauben."

 

Genau, Xavier. Das wird „man" ja wohl noch sagen dürfen, dass die Juden „weiter ihre Machenschaften treiben". In genau diesen Worten sagt „man" es nicht, aber „man" benutzt antisemitische Codes wie „Baron Totschild", die in den Kreisen, deren Auffassung du nicht teilst, zum guten Ton gehören.

 

Ein homophober und religiöser Esoteriker ist ein homophober und religiöser Esoteriker

 

„Man bezeichnet mich als homophob, als esoterischen Spinner und als religiösen Fanatiker. All das bin ich genau so wenig wie rechtspopulistisch."

 

Doch, bist du Xavier. Sorry.

 

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