Bei einer Bürgerversammlung zum Thema Asyl ist es in Freital zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Beobachter sprachen von "tumultartigen Szenen" und "heftigen Anfeindungen". Dabei wollten Stadt, Landkreis und Freistaat mit der Veranstaltung eigentlich über die Asylsituation aufklären.
Schon zu Beginn der Versammlung gab
es wütende Proteste, denn nicht alle Bürger passten in den
Veranstaltungssaal. 280 Freitaler wurden hineingelassen, damit war die
Obergrenze für den Saal im Kulturhaus erreicht. Der Raum musste wegen
Überfüllung geschlossen werden.
Etwa 100 Bürger, die vor
verschlossenen Türen standen, machten daraufhin ihrem Ärger Luft und
verlangten lautstark Einlass. Die Situation beruhigte sich erst, als
versprochen wurde, noch einmal eine Bürgerversammlung abzuhalten.
Geld wird "für Asylbewerber verschwendet"
Auch im Saal herrschte dicke Luft. Unterstützer der Flüchtlinge wurden niedergebrüllt. Einer Diskussionsteilnehmerin der Initiative für Weltoffenheit und Toleranz wurde das Mikrofon weggenommen. Einige Teilnehmer warfen der Politik vor, sie zu betrügen. Eine Frau berichtete, dass die Asylbewerber so viel Lärm verursachen würden, dass sie nur noch mit Schlaftabletten einschlafen könne. Das Geld würde "für Asylbewerber verschwendet" und fehle beim Kitabau oder für marode Schulen, sagte sie.
Innenminister Ulbig wird ausgebuht
Auch Sachsens Innenminister Markus Ulbig nahm an der Versammlung teil. Als er die aktuelle Situation bei der Flüchtlingsunterbringung darstellen wollte, wurde er ausgebuht. Solange die geplanten Erstaufnahmeeinrichtungen in Leipzig und Dresden nicht fertiggestellt seien, sagte der CDU-Politiker, brauche Sachsen die Unterbringungsplätze in Freital. Ulbig räumte allerdings eine unzureichende Kommunikation mit den Freitalern ein. Zugleich forderte er ein beschleunigtes Asylverfahren. "Nur wenn uns das gelingt, bekommen wir bei der Bevölkerung eine Akzeptanz für die Aufnahme von Flüchtlingen".
Eine gespaltene Stadt
In Freital war es in den vergangenen Monaten mehrfach zu Protesten vor
der vom Landkreis betriebenen Asylunterkunft gekommen. Als vor zwei
Wochen zusätzlich eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in
Betrieb genommen wurde, spitzte sich die Lage in der Stadt weiter zu.
Freitals Erster Bürgermeister, Mirko Kretschmer-Schöppan (parteilos),
warb angesichts der Spaltung seiner Stadt für Aussöhnung. "Wir müssen
erst einmal in der Lage sein, miteinander zu kommunizieren", sagte er.
"Erst dann können wir uns um die Integration kümmern."
Die
Veranstaltung am Abend war bereits der zweite Anlauf zu einer
Bürgerversammlung. Der erste hatte im März aus Sicherheitsgründen
abgesagt werden müssen.