Über 2500 TeilnehmerInnen zählte die heutige revolutionäre 1. Mai-Demo in Nürnberg und bewies damit erneut, dass radikal antikaptialistische Systemkritik nicht nur die Sache Weniger ist. Unter dem Motto "Krise ist unser Alltag im Kapitalismus, unser Alltag ist Widerstand" hatte die Initiatorin organsierte autonomie (OA) und das revolutionäre 1. Mai-Bündnis mobilisiert, dessen Spektrum von DKP und Solid über Flüchtlings- und Frauenorganisationen bis hin zur Antifagruppen und anderen antikaptialistischen Organisationen reicht.
Vorbei an zwei Asylbewerberheimen, durch die Nürnberger Innenstadt und mit solidarisch-kritischen Grüßen an die TeilnehmerInnen einer DGB-Kundgebung zogen die DemonstrantInnen mit weithin hörbaren Parolen und zahlreichen Transparenten. Diese richteten sich gegen Kapitalismus, Patriarchat, Faschismus und gegen die menschenverachtende Migrationspolitik der BRD. Während der Demonstration gab es auch einige Farbbeutelwürfe auf eine Zeitarbeitsfirma und den Nürnberger Sitz des Pharmakonzerns Novartis.
Überraschend zurückhaltend war in diesem Jahr die Polizei, die nur wenige Vorkontrollen durchführte und während der Demonstration kaum zu sehen war. Nichtsdestotrotz war natürlich in den Seitenstraßen ein massives Polizeiaufgebot vorgehalten. Dennoch werten wir die gezeigte Zurückhaltung als Erfolg und Ausdruck unserer Stärke und einer Praxis der vorausgegangenen Jahre Polizeieinsätze umfangreich zu dokumentieren und intensiv zu beobachten. (Weitere Infos dazu: https://linksunten.indymedia.org/node/68576).
Ein positives Signal sehen wir vor allem aber darin, dass sich in diesem Jahr - im Sinne des Mottos der Demo - viele konkrete Themen und konkrete Handlungsvorschläge in den Redebeiträgen niederschlugen.
So erklärte die SDAJ, der Alltagswiderstand der Auszubildenden müsse von der "kaputten Kaffeemaschine" bis hin zum Kampf für ein Ausbildungsgesetz reichen, das Ausbildungsplätze für alle garantiere.
In der Rede der OA hieß es, "Gesteigerte Konkurrenz, stagnierendes Lohnniveau und sinkende Lohnstückkosten – das ist die Melodie der deutschen Krisenbewältigung und der europäischen Union, die Melodie der Troika", doch: "wir tanzen nicht mehr zu den Noten der Systemrelevanz – unsere Melodie ist die der Organisierung, der Solidarität und des Umsturzes!"
Nicht zuletzt ist der 1. Mai in diesem Jahr für uns auch der Auftakt für die Mobilisierung gegen die Eröffnung des Hauptgebäudes der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB ist ein wichtiger Akteur der kapitalistischen Krisenpolitik, unter der Millionen Menschen in Europa leiden. Als Teil der sogenannten Troika, ist die EZB (zusammen mit der EU-Kommission und dem Internationalen Währungsfonds) maßgeblich für deren Verelendungsvorschriften und Privatisierungen verantwortlich.
Bereits in zwei Wochen werden auch in Nürnberg - wie überall in Europa - Aktionen stattfinden, die sich gegen diese Politik richten. Am 04. Oktober wollen wir erneut mit 1000en in Nürnberg gegen die lokalen Akteure der kapitalistischen Elendsverwaltung vorgehen: die Bundesagentur für Arbeit und das Bundesamt für Migration.
Der revolutionäre Mai ist aber noch nicht zu Ende. Im Augenblick feiern die TeilnehmerInnen und zahlreiche NürnbergerInnen das "Internationalistische Straßenfest" bei guter Musik mit radikalen Texten noch bis in die Nacht hinein.
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