"Etwa 400 Deutsche und Russen haben am 30. März 2014 im Herzen Berlins für die deutsch-russische Freundschaft demonstriert. An der von Karl Schmitt hervorragend organisierten Demonstration nahmen Mitglieder verschiedener deutscher und russischer politischer Vereinigungen und Künstlergruppen teil" - dieser Text steht nicht etwa auf der Homepage einer Friedensgruppe, sondern wurde von der rechtspopulistischen Gruppierung Pro Deutschland gepostet. Sie war Teil des rechten Bündnisses Patrioten.net, an dem sich auch die rechtsesoterischen Reichsbürger (staatenlos.info) und weitere kleine rechte Splittergruppen beteiligten.
Die mit vielen Fahnen beteiligte russische Große Vaterlandspartei verortet sich selber im stalinistisch-nationalistischen Spektrum und bezeichnet sich als Gegner des Liberalismus. Was die Demonstranten einigte, war der Ruf nach einem starken Deutschland, das sich mit Russland gegen die USA stellen soll.
Auf verschiedenen Plakaten wurden die USA als Kriegstreiber dargestellt, der Deutschland in einen Krieg mit Russland ziehen will. Hier werden Anleihen genommen an Motive der Friedensbewegung der 1980er Jahre, wo das Bild eines von den Alliierten besetzten Deutschland gezeichnet wurde, das zum Kriegsschauplatz werden könnte.
Der Publizist Wolfgang Pohrt nannte die Friedensbewegung deshalb eine deutschnationale Erweckungsbewegung, die der Anti-Hitler-Koalition den Sieg über die Nazis nicht verzeihen kann. Wenn man den Pro-Deutschland-Vorsitzenden Manfred Rouhs auf der Demonstration reden hörte, sieht man Pohrts Thesen bestätigt.
Rouhs erklärte, dass die Alliierten nach 1945 Menschen ohne Bindung an Deutschland eingesetzt hätten, teilweise ehemalige Gefängnisinsassen, die kein Rückgrat für eine eigenständige Politik gehabt hätten. Hier wird schnell deutlich, da hat einer den Alliierten und den wenigen deutschen Hitlergegnern, die nach 1945 aus den Zuchthäusern und Konzentrationslagern befreit wurden, noch immer nicht verziehen.
NPD-Mann auf linker Friedensdemo?
Auch in anderen Städten beteiligten sich unterschiedliche rechte Kräfte an prorussischen Demonstrationen, so in Frankfurt/Main und in München. Dort rief eine Münchner Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung am 20. März zu einer Demonstration "Gegen Rohstoffkriege der Nato" auf.
Deren Homepage macht den Eindruck, als handele es sich um ein Relikt der Friedensbewegung der 1980er Jahre. Die weiße Taube auf blauem Grund ist dort ebenso vertreten wie Hinweise auf den nächsten Ostermarsch. Doch auf der Kundgebung konnte auch das NPD-Mitglied Karl Richter, der für die Bürgerinitiative Ausländerstopp im Münchner Rathaus sitzt, reden. Richter spricht in einer Pressemitteilung von einer "erfolgreichen Querfrontaktion": "Statt der erwarteten 300 Versammlungsteilnehmer fanden sich dann allerdings nur rund 60 auf dem Stachus ein, die meisten aus dem linken Spektrum, die sich an der Teilnahme des BIA-Stadtrats auch nach seiner 'Enttarnung' allerdings nicht weiter störten." Doch, wenn man den Aufruf zur Demonstration gegen die Rohstoffkriege liest, verwundert die Teilnahme von Richter wenig.