Der Hass auf die Helfer des Flüchtlingsheims in Hellersdorf hat eine neue Dimension erreicht. Jetzt wurde einer Anwohnerin das Auto angezündet. Die katholische Seelsorgerin hatte die Flüchtlinge in der Carola-Neher-Straße unter anderem mit Hilfsgütern versorgt.
Von Andreas Kopietz.
Die 44-Jährige hatte ihren Opel in der Nacht zum Sonntag auf einem Parkplatz der Evangelischen Gemeinde in der Glauchauer Straße geparkt. Gegen 2.30 Uhr bemerkte ein Anwohner die Flammen und alarmierte die Feuerwehr. Das Auto brannte dennoch aus.
Offiziell meldete die Polizei den Vorfall am Sonntag als eine Autozündelei von vielen. Doch erst auf Anfrage bestätigte ein Polizeisprecher am Dienstag der Berliner Zeitung, dass inzwischen der Staatsschutz ermittelt.
Die für die Verfolgung politisch motivierter Straftaten zuständige Abteilung im Landeskriminalamt geht davon aus, dass die Tat durch Neonazis begangen wurde. Denn die Frau, der das Auto gehört ist engagiert in der Initiative "Hellersdorf hilft", die die Heimbewohner unterstützt. Sie arbeitet bei der Katholischen Seelsorge der Bundeswehr. Nach eigenem Bekunden will sie eine Brücke schlagen zwischen den Asylsuchenden und den Anwohnern im Viertel: "Hier gibt es nicht nur Rechte sondern auch viele Menschen, die helfen."
Bedrohungen durch Gegner des Heims und Nazis sehen sich die Helfer schon länger ausgesetzt. Als die 44-Jährige Hilfsgüter aus ihrem Auto auslud, sei sie fotografiert worden. Auch hätten sich Rechte ihr Kfz-Kennzeichen notiert, sagte sie gegenüber einer evangelischen Publikation.
Den Brandanschlag auf das Auto der Frau bezeichnet Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) als neue Qualität der Aktivitäten von Rechtsextremisten. "Das ist keine politische Auseinandersetzung mehr, das ist Kriminalität. Hier handelt es sich um direkte Gewalt gegen Personen", sagte Komoß. "Ich bin froh, dass der Staatsschutz ermittelt."
Hetzjagd durch Hellersdorf
Bereits in der Nacht zu Freitag hatten sechs Männer eine Hetzjagd auf zwei Flüchtlinge veranstaltet. An der Maxi-Wander-, Ecke Carola-Neher-Straße bewarfen sie den 19- und den 20-Jährigen mit Bierflaschen. Sie konnten sich in das Heim retten und gemeinsam mit anderen Bewohnern ein Eindringen der Täter in das heim verhindern. Die Täter flüchteten unerkannt. Auch in diesem Fall ermittelt der Staatsschutz.
Der Fraktionsvorsitzende der Piratenfraktion, Oliver Höfinghoff, forderte: „Der Senat muss hier endlich den Ernst der Lage erkennen und entsprechend handeln.“ Hellersdorf sei mitlerweile zum Brennpunkt rechter und rassistischer Übergriffe geworden. „Diese Entwicklung ist keineswegs überraschend sondern hat sich vielmehr schon vor Bezug des Flüchtlingsheims abgezeichnet“, so Höfinghoff. Eine tragende Rolle in diesem Zusammenhang spiele die sogenannte Bürgerbewegung Hellersdorf. Sie habe von Beginn an die rechte Hetze kanalisiert und angeheizt.