Die Rote Flora darf die Rote Flora bleiben. Der Hamburger Bezirk hat den Bebauungsplan geändert und schützt damit das linksalternative Kulturzentrum. Der Eigentümer wird kaum mehr die Erlaubnis zum Abriss oder Umbau erhalten.
Hamburg - Die Änderung im "Bebauungsplan Sternschanze 7" ist mit der Veröffentlichung im Hamburgischen Gesetz- und Verordnungsblatt am Freitag in Kraft getreten. Was sich zunächst bürokratisch anhört, nimmt eventuell Zündstoff aus dem Auseinandersetzungen, die seit Wochen um den Erhalt des Kulturzentrums Rote Flora in der Hansestadt geführt werden. Die Zukunft als alternatives Zentrum sei endgültig gesichert, berichtet NDR Info.
Hunderte Demonstranten und Polizisten waren im Dezember bei Krawallen
verletzt worden, nachdem der Eigentümer Klausmartin Kretschmer eine
Räumung des Gebäudes und Umbaumaßnahmen angekündigt hatte. Inzwischen
hat Hamburgs SPD-Senat Kretschmer mit einem Zwangsverkauf des alten Theaters
gedroht. Die Stadt bietet dem Immobilieninvestor seit Monaten 1,1
Millionen Euro für den Rückkauf der von ihm 2001 für umgerechnet rund
190.000 Euro erstandenen Roten Flora an. Kretschmer fordert jedoch fünf
Millionen Euro.
Im Kaufvertrag waren bereits Umbauten des Gebäudes am Schulterblatt untersagt worden. Mit der Bebauungsplanänderung der Umgebung der Roten Flora (zwischen Bahnanlage, Schulterblatt, Juliusstraße und Lippmannstraße) "bedürfen der Rückbau, die Änderung, die Nutzungsänderung oder die Errichtung baulicher Anlagen" zusätzlich einer Genehmigung durch das Bezirksamt Altona. Eine derartige Erlaubnis für das Kulturzentrum würde Kretschmer jedoch nicht erteilt, berichtet NDR Info. Gerichtlich dagegen vorgehen könne Kretschmer nicht.
Die Rote Flora gilt seit mehr als 20 Jahren als besetztes Haus. Im November 1989 zogen Linksautonome in das damals leer stehende, hundert Jahre alte Gebäude, das schon als Tanzlokal, Kino, Café und Warenhaus gedient hatte. Ende der Achtziger sollte es zu einem großen Musical-Theater umgebaut werden - die Anwohner protestierten dagegen. Beim Kauf 2001 hatte Klausmartin Kretschmer angegeben, keine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen. Die Stadt sicherte sich dennoch ein bis 2011 geltendes Rückkaufrecht.
Zuletzt hatte Kretschmer jedoch mit Räumung der Roten Flora gedroht und gefordert, das ehemalige Theater solle ihm bis zum 20. Dezember "besenrein" übergeben werden. Aus Sicht des Verfassungsschutzes war der Unternehmer damit zumindest mobilisierungsfördernd für die Demonstration zum Erhalt der Flora einen Tag später. Als Reaktion hatte die Polizei am 3. Januar ein großes Gefahrengebiet eingerichtet worden- betroffen war ein Areal in St. Pauli, Altona und der Sternschanze. Erst am vergangenen Montag hatte die Stadt die sogenannten Gefahrengebiete aufgehoben.